Der Tänzer

Das Turniertanzpaar Jöhren-Trautmann in den fünfziger Jahren Foto: Archiv Jöhren-Trautmann Auf einem Künstlerball trifft Hans Susanne Trautmann, deren Eltern seit 1907 eine Tanz­schule in Dresden betreiben. Im Jahr 1935 heiraten Susanne und Hans. Er ändert seinen Namen in Hans Jöhren-Trautmann und gemeinsam führen sie die Tanzschule. Von 1938 bis 1941 absolviert er eine Ausbildung zum Tanzlehrer bei Reinhold Sommer am Rankeplatz in Berlin und arbeitet dort ein Jahr lang als Tanztrainer. Nach seiner Rückkehr nach Dresden wird er zum Wehrdienst eingezogen.

Deutsche Mesister Jöhren-Trautmann Foto: Archiv Jöhren-Trautmann

Er wird zum Funker ausgebildet und in Königsberg und später in Riga eingesetzt. Seine zeichnerischen Fähigkeiten verschaffen ihm Privilegien, auch während seiner ameri­kanischen Gefangenschaft. Er wird 1946 entlassen, kehrt jedoch erst 1948 nach Dresden zurück, als die Bedingungen sicherer sind.

Seine Frau führt die Tanzschule im "Volkshaus Laubegast" weiter. Seit 1939 wohnen sie im Bezirk Blasewitz. Hans sagt später: "Ich bin doch Blasewitzer". Obwohl die Lebensumstände alles andere als günstig sind, beginnt nun für die Tanzschule Hans und Susanne Jöhren-Trautmann eine große Zeit. Die Menschen möchten sich wieder amüsieren, Spaß haben und tanzen. Bis zu 50 Paare kommen jeden Tag. Im Jahr 1949 gründen beide den "Tanzkreis Rosa-Lind".

Logo der Tanzschule Jöhren-Trautmann

Susanne und Hans Jöhren-Trautmann werden aber auch als Turnier­tänzer bekannt. Sie trainieren regel­mäßig und können in Bad Kissingen beim englischen Welt­meister Irwin Unterricht nehmen. Sie gewinnen ihre ersten Turniere und werden in den fünfziger Jahren Deutscher Meister. 1959 können sie die Deutsche Meister­schaft der Lehrer für Gesellschaftstanz in Leipzig erringen und ein Jahr später noch einmal Seniorenmeister in Berlin werden. Von 1956 bis 1965 sind sie Trainer im Tanzclub TSC Silberpfeil e.V. Pirna. Das Werbeschild "Tanzschule Jöhren-Trautmann" am Balkon des Hauses Schillerplatz 6 in Dresden-Blasewitz, direkt neben dem Blauen Wunder, bleibt vielen Anwohnern sicherlich in Erinnerung.

Logo der Tanzschule Jöhren-Trautmann Dresden, Schillerplatz vor dem Krieg

In der Wohnung Jöhren-Trautmann 1970 Foto: Jürgen Frohse

Als 1961 die Berliner Mauer gebaut wird, ist das Paar auch international so bekannt, dass der Staat sie weiter in den Westen reisen lassen muss. 1963 stirbt unerwartet Susanne Jöhren-Trautmann. Die 33 Jahre jüngere Schülerin und Assistentin Helga Kreißl wird dem Witwer zur Vertrauten, dann zur Freundin und zieht 1965 mit in die Wohnung. Erst 1993 heiraten sie. Zwei Kinder, Uwe und Annette, bekommen sie, erleben sechs Enkelkinder und gemeinsam führen sie die Tanzschule weiter. Auch im Rentnerdasein tanzt Hans weiter. Erst im Jahr 1996 setzt er sich als Tanzlehrer mit 91 Jahren zur Ruhe.

Am 100. Geburtstag  Foto: Familienbesitz Nach der Wende 1990 besuchte er seine Verwandten in Höxter, Pader­born und Hagen. Seinen 100. Geburtstag feiert Hans groß, mit Familie und Freunden in seiner Wohnung, umgeben von seine geliebten Bildern, mit einer Elbeschiffahrt und Tanzeinlagen im Tanz­studio. Noch einmal ist er voll dabei.

Hans Jöhren-Trautmann stirbt am 24. April 2010 im gesegneten Alter von 104 Jahren in Dresden.

Der Künstler